🌲🎋🌲
Am Morgen des Heiligen Abend erwachte ich plötzlich, weil es mich an meinen Fußsohlen kitzelte.
Es war noch stockdunkel draußen und ich war zuerst furchtbar erschrocken. 😱
Noch im Halbschlaf knipste ich das Licht an und zog die Bettdecke ein wenig hoch, um meine Füße sehen zu können.
Da sah ich Puffel und Paffel, die die Zipfel ihrer Wichtelmützen frech über meine Fußsohlen kreisen ließen. „Was soll denn das, ihr beiden?“ fragte ich ein wenig angesäuert. „Es ist doch noch früh. Eigentlich wollte ich heute mal einmal ausschlafen.“
„Aber es ist doch Heiligabend“, rief Paffel scheinbar ein wenig erstaunt, und Puffel meinte „Wir warten doch schon sooooooo lange auf unser Geschenk. Kriegen wir es jetzt endlich?“
😍😍😍
Ich zog die kleinen Wichtel zu mir hoch und legte sie auf meinen Bauch, um mit ihnen besser reden zu können.
„Geschenke gibt es doch erst heute Nachmittag. NACH dem Essen. Dafür müssen wir aber erst noch die Weihnachtsgans aus unserem Lieblingsrestaurant abholen, die ich vorbestellt habe. Anschließend kommt das gute Stück in den Backofen, DANN ERST wird gegessen und DANACH setzen wir uns vor den Weihnachtsbaum und packen unsere Geschenke aus.“ 🤗
„Oooch, das dauert ja noch soooo lange“, meinte Puffel enttäuscht. „Bei uns in Dänemark gibt es immer schon ganz früh morgens die Geschenke.“
😭😭😭
Paffel nickte ganz heftig zustimmend mit seinem kleinen Köpfchen. 😅
„Soso, erwiderte ich, “komisch, da hab ich doch gestern zufällig im Internet gelesen, dass in Dänemark erst am ABEND nach dem Essen Geschenke ausgepackt werden. Ich glaube ja gerade fast, ihr wollt mich veräppeln, oder?“ 🤡
„Erwischt“, grinste Puffel daraufhin mit einem verschmitzten Lächeln. “Man kann es ja mal versuchen…”😬
So kamen wir überein, dass die beiden ihr Geschenk bei uns immer noch früher bekommen würden, als sie es in Dänemark bekämen und sie waren schließlich einverstanden und zufrieden.
Am frühen Nachmittag packte ich Puffel und Paffel in je eine Tasche meines Mantels und wir machten uns auf den Weg zum Restaurant „Erholung am Stadtpark“, wo ich die Gans bestellt hatte.
Als wir uns dem Lokal näherten, erblickte Paffel eine Reihe von kleinen Häuschen, die am Rande des Weges auf kleinen Grundstücken standen.
„Was sind das denn für klitzekleine Hüttchen?“ fragte er. „Wohnen da Menschen drin?“
😱😱😱
Ich erklärte ihm, dass das Lokal zu einem der Schrebergärten gehört, von denen es im Ruhrgebiet sehr viele gibt.
„Hier können Stadtbewohner eine Parzelle mieten und dort ihre Freizeit im Grünen verbringen.“
„Das gibt es bei uns in Dänemark auch“, rief Puffel ganz aufgeweckt.
„In echt?“ fragte Paffel und schien etwas angesäuert, dass Puffel sich mal wieder mit seinem Wissen brüsten musste. Er verdrehte genervt die Augen…🥴
Doch für Beleidigtsein, blieb nicht viel Zeit. Denn schon nach ein paar weiteren Metern hatten wir die Eingangstür zur Gastronomie erreicht. Schnell die Masken aufgesetzt und hinein in die gute Stube.
Heimelig wie immer war es dort. Eine tolle Atmosphäre. Carla, die nette Chefin, erwartete uns schon, denn sie liest immer aufmerksam in Bines Thermi-Welt mit, und ahnte, dass wir wohl die Ersten an diesem Tag sein würden, die ihre bestellte Gans abholen wollten.
Liebevoll begrüßte sie die beiden Wichtel und streichelte ihnen über ihre lustigen Mützchen. 😍
Dann rief sie nach hinten zur Küche: „Einmal Gans “normal“…
Paffel fragte Carla neugierig: “Was ist denn bitte eine “nicht normale” Gans?”
Carla hielt sich den Bauch vor lauter Lachen und anwortete ihm: “Die Abholung der Weihnachtsgänse ging ja gestern bei uns schon los, Paffel. Und JEDER der Abholer hat DIESE Frage gestellt. Wirklich JEDER! Und nun auch Ihr Wichtel, ich lach mich kringelig. Unserer “nicht normalen” Gans sind einfach nur ein paar Keulen beigelegt!”
🤣🤣🤣
“Aha”, dachte ich bei mir, “für die ganz hungrigen sicher eine perfekte Lösung, aber für uns vier Männekes sollte die normale Größe wohl ausreichen.”
Der Weg von der Erholung Am Stadtpark zurück zur Wohnung ist nicht weit, aber ich hatte den Eindruck, dass meine Manteltaschenbewohner es gar nicht erwarten konnten, schnell zu Hause anzukommen.
Sicherlich lief ihnen, wie mir, das Wasser im Mund zusammen. Denn die Düfte, die aus der Küche des Restaurants zu uns gedrungen waren, ließen erahnen, was für ein leckeres Mahl auf uns wartete.
😋😋😋
Ich war mir aber auch ziemlich sicher, dass die Vorfreude auf das Geschenk die Ungeduld der beiden Wichtel ganz doll steigerte.
Ein wenig ließ ich mich von den aufgeregt umherhüpfenden Kerlchen antreiben und schob die gut vorbereitete Weihnachtsgans etwas früher als geplant in den Backofen.
Ach ne, watt tut man nicht allet für die kleinen Kerlchen, woll? 😅
Die beiden klatschten voller Vorfreude in ihre Händchen und begannen ein Liedchen zu trällern, das, wie sie mir sagten, ein beliebtes lustiges dänisches Weihnachtslied ist und „På loftet sidder nissen med sin julegrød“ heißt.
Witzigerweise erkannte ich, dass sie es zur Melodie von „Im Grunewald ist Holzauktion“ sangen. Irgendwie geht es darin wohl um den Weihnachtsmann, der in Ruhe seinen Weihnachtsbrei essen will, und dass alle dazu tanzen.
Aber Puffel und Paffel sprachen so aufgeregt durcheinander, als sie es mir erklären wollten, dass ich nur die Hälfte von dem was sie sagten verstand. 😅
Endlich stand das Essen auf dem Tisch und ich konnte amüsiert beobachten, wie sich der Zustand meiner Wichtel Stück für Stück von „voller Spannung mit glänzenden Augen und triefenden Mündern“ über „heftig schmatzend genießend bis gierig schlingend“ bis hin zu „sich unter schmerzend voll gefressenen dicken Bäuchen windend“ entwickelte.
😆😆😆
Sehr lustig fand ich auch, dass die beiden sich hierin in keiner Weise von meinem großen Wichtel Ralf unterschieden, dem die Weihnachtsgans ganz offenbar genauso gut mundete, wie uns allen. 😆
Doch so groß der Schmerz in den Bäuchlein auch gewesen sein mochte, es hielt Puffel und Paffel nicht davon ab, JETZT ENDLICH ihre Geschenke auspacken zu wollen.
Eilig rissen sie das Geschenkpapier von den kleinen Päckchen ab, die ich unter dem Baum mit Namenschildchen für die beiden platziert hatte.
Darin befanden sich ein paar kleine Leckereien, von denen ich genau wusste, dass sie sich darüber sehr freuen würden. Auch Ralf und ich öffneten unsere Geschenke. Und schließlich war alles ausgepackt.
Alles? Nein, nicht wirklich alles!
🥰🙃🥰
Ein Päckchen, auf dem kein Name stand, lag nun noch in der Mitte vor uns. Puffel und Paffel hatten sich zwar über den Inhalt jedes einzelnen Geschenkes sichtbar gefreut, aber irgendwie schienen sie doch ein wenig enttäuscht zu sein.
„Für wen ist DAS Geschenk denn noch?“ riefen sie wie aus einem Mund.
„Tja“, sagte ich. „Ihr kennt doch wohl die Dänische Tradition besser als ich, oder?“
Und mit diesen Worten ging ich in die Küche und holte für jeden ein Schälchen das mit dem beliebten dänischen Weihnachtsdessert „Risalamande“ gefüllt war.
„Ja! Ja! Toll! Risalamande!“
💃💃💃
Man spürte wie sehr sich Puffel und Paffel freuten. Denn natürlich wussten sie, dass es nicht nur um den leckeren Genuss des Milchreis mit Kirschsoße ging, sondern dass in einem der Schälchen auch eine Mandel versteckt sein würde.
Demjenigen, der die Mandel finden würde, würde auch das letzte noch verpackte Geschenk gehören. 🤪
Also begannen wir alle vier unsere Risalamande zu essen. Das heißt, genauer gesagt, Ralf und ich aßen, Puffel und Paffel wühlten wie wild in ihren Schälchen herum, um vielleicht die Mandel zu finden.
😬🤣🤣🤣
Schon nach kurzer Zeit rief Puffel laut: „Ich hab sie, ich habe sie! Das Geschenk gehört mihiiir!“
Paffel patschte sauer mit seinem Löffel in seinen Milchbrei und rief: „So ein Mist, Immer gewinnst du!“ 😕
Doch mit dem Milchbrei der aus seinem Schälchen herausspritzte, sprang auch ein Mandel heraus.
„Hah, ich hab AUCH gewonnen! Ich hab AUCH gewonnen!“ 🕺
„Tja“, sagte ich. „Da ist mir wohl eine Mandel zu viel in die Risalamande gerutscht. Dann gehört das Geschenk halt euch beiden zusammen!“
Natürlich hatte ich ein wenig gemogelt und es genau so geplant.
Aber psssssst!!!! 😬
Das war den beiden aber ganz offensichtlich egal. Sie stürzten sich gemeinsam auf das Päckchen und rissen das Papier in großen Fetzen ab.
Und dann fanden sie das kleine Holzrentier, mit dicker roter Nase und einem rot weiß gestreiften Schal.
„Oh wie toll!“ freuten sich die beiden. „Damit fliegen wir nach Dänemark zurück!“
Ralf und ich schauten uns verdutzt an. 🤔
Mit so viel Enthusiasmus hatten wir dann aber doch nicht gerechnet. Als ob ein Rentier aus Holz fliegen könnte. Da ging wohl die Fantasie mit den beiden ein wenig durch! 😅
Doch dann passierte etwas, was wir nie in unseren kühnsten Träumen vermutet hätten:
Das Rentier begann, sich zu bewegen. Puffel und Paffel kletterten auf seinen Rücken, plötzlich hob es ab und begann durch die Luft zu schweben. Die drei flogen zuerst durchs Zimmer und dann kreisten sie um unseren Weihnachtsbaum herum.
Der absolute Hammer!!!
😱😱😱
Irgendwann zogen sie die vollgefutterten Bäuche wieder nach unten und wir gingen alle hundemüde zu Bett.
Als wir am nächsten Morgen erwachten, fragten sich Ralf und ich, was denn da wohl am Abend passiert war.
Hatten wir doch etwas zu viel vom Weihnachtswein genascht, oder hatte uns jemand etwas ins Essen gemischt? Oder war es doch tatsächlich Realität gewesen?
Eine Wichtelrealität sozusagen! Ach, wer weiß das schon? 🙆♀️
Aber eines wussten wir schließlich ganz genau:
Wer sich eine Wichteltür mit den dazugehörigen Wichtel ins Haus holt, der muss mit ALLEM rechnen.
Vor allem aber mit einem ganz verrückten Heiligabend!
🤡🤡🤡
© Ralf Theinert 2020
Frohe Weihnachten, Ihr Lieben und bis die Tage, woll? 😘
Eure Bine und Euer Ralf