Mädels, ich muss jetzt echt nochmal watt wissen: Wer von Euch hat denn hier eigentlich Entertainer-Qualitäten oder diese künstlerische Fähigkeit zumindest mal bei sich ausgetestet?

Mönsch, dazu muss ich Euch noch einmal eine alte Geschichte aus meiner Vergangenheit erzählen. Sie liegt gefühlte Lichtjahre zurück, ist aber erstaunlicherweise gerade eben wieder vor meinem geistigen Auge so präsent, als sei es erst gestern gewesen. Tja, so ist das wohl manchmal mit den einschneidenden und richtungsweisenden Erlebnissen im Leben, ne?

Also. Es war einmal vor langer Zeit. Ich war ungefähr dreizehn Jahre alt und schon damals, ich mag es mal so formulieren, ein recht lebensluschtiger Vogel. 😉 In unserer kleinen Dorfgemeinschaft sollte an diesem nasskalten und grauen Novembertag erstmalig eine Tanzgruppe während der alljährlichen Prinzenproklamation auftreten und ich war bei diesem denkwürdigen Ereignis natürlich live mit dabei.

Als eine der Protagonistinnen hatte ich Karnevals-Tanzpremiere sozusagen. Mein allererster öffentlicher Auftritt vor geschätzt dreihundert bierlaunigen und erwartungsvoll gröhlenden sauerländischen Dorfbewohnern. Die Chance, egal wie es läuft, ausgebuht zu werden war somit verschwindend gering. Alles bekannte Pappnasen und Leute die einem sicherlich nicht bewußt ein negatives Lebenstrauma bescheren wollten. Äußerst beruhigend, fand ich, für eine Premiere.

Wir probten also wie die Verrückten schon Monate vorher unsere Garde- und Showtänze ein. Die Showtanz-Einlage fand nach der Musik der Chordettes “Lollipop” statt. Einer US-amerikanischen A-cappella-Girlgroup, die Ende der 50er Jahre recht erfolgreich war. Die Älteren unter uns, erinnern sich sicher noch an diesen Song, gell?

 

Seit diesem Auftritt kann ich übrigens meinen rechten Zeigefinger in die linke Wange stecken, leicht krümmen, und mit einem ganz bestimmten und recht geübten Schwung wieder aus dem Mund hinausgleiten lassen, sodass es im Anschluss ganz laut ploppt. Könnt Ihr Euch jetzt vorstellen, oder? Und wenn nicht, guckt Euch einfach den Typen im Video an!

So diese Fähigkeit noch allgemein gewünscht wird und die Situation sich ergibt, gebe ich sie auch heute noch ad hoc gerne mal wieder zum Besten und habe damit die Lacher meistens auf meiner Seite.

Ach Schneckschen, es is doch nix umsonst im Leben. Egal wie behämmert es auch ist, was man so lernt. Und wenn es nur zur Erheiterung der Menschheit dient, woll?

Soderle, weiter im Text: Da ich von klein auf immer schon recht extrovertiert daher kam, dachten sich meine Tanz-Kolleginnen alsdann, ich wäre doch auch locker in der Lage am Ende unsereres Auftritts einen großen Blumenstrauß, verbunden mit ein paar warmen und dankenden Worten an unsere Choreografin, zu überreichen.

Jo, erst viel später wurde mir klar, dass sich meine Mitstreiterinnen vor diesem unangenehmen Job nur drücken wollten und eigentlich nur schnell eine Doofe gefunden werden mußte. Aber, ich muss zugeben, ich fühlte mich damals schwer geehrt, dass ausgerechnet mir so eine große Aufgabe zugetraut wurde. Das wollte ich doch mitnichten versemmeln, ne?

Jo Kinners, mit der großen Klappe ist das ja mal so eine Sache. Kann man haben, ist auch für einige Momente von Vorteil, jedoch sollte man keinesfalls das Lampenfieber unterschätzen, welches ich an diesem Karnevalsabend erstmalig zu spüren bekommen sollte. Aber, ich war ja perfekt vorbereitet…

Was sollte denn schon großartig passieren? Wovor sollte ich Angst haben? Wenn andere Dir sowas zutrauen, warum sollte man dann an sich selbst zweifeln?

Ich hatte mir also eine kleine, wirklich sehr witzige Rede selbst ausgedacht, aufgeschrieben und den ganzen Nachmittag auswändig gelernt. Die saß am Abend wie ‘ne Eins. Dieser Auftritt, so war meine Strategie, sollte DER Startschuss in meine Alleinunterhalter-Karriere werden. Das stand fest und war für mich so klar wie Kloßbrühe. Selbstbewußt wie ich war…

Wunderbar, nun konnte nix mehr schief gehen, oder doch?

Die Tänze liefen, ja, ich mag es einfach mal so schreiben, schon recht semiprofessionell ab. Alle Mädels waren, mehr oder weniger, synchron. Wunderbar. Der Radschlag einiger Tänzerinnen lief so perfekt, dass sie noch nicht einmal auf ihrem Po landeten. Wahnsinn, oder?

Die Begeisterungstürme unseres heimischen Publikums, meine Lieben, waren nicht von dieser Welt. Glaubt mir. Ich fühlte mich jedenfalls ab dem Moment des ersten Beifalls wie ein echter Bühnenstar. Die anderen übrigens auch. Wir waren alle megastolz als wir anschließend vom Elferrat, der aus dem hinteren Bereich der Bühne unsere Show beobachten konnte, über die Maßen gelobt wurden.

Hach, datt ging ja mal runter wie Öl. Hatte sich unser monatelanges Engagement doch tatsächlich am Ende bezahlt gemacht. Ein unfassbar geniales und erhebendes Gefühl.

Völlig berauscht von diesem gigantischen Erfolgserlebnis hätte ich dann fast vergessen, dass mir ja doch noch eine besondere Aufgabe zuteil wurde.

Irgendjemand drückte mir, just in diesem Augenblick, den dicken Blumenstrauß für die Choreografin und ein Mikrofon in die Hand. Unsere Tanz-Lehrerin stand breit grinsend und erwartungsvoll vor mir und ich wollte gerade ansetzen und meine Rede schwungvoll und schauspielerisch gekonnt in Szene bringen. Datt komplette Publikum starrte gebannt auf datt Bineken….

Was dann passierte, wollt Ihr jetzt wissen? Okay, aber erzählt das ja keinem weiter…

Ich stand dort, auf dieser für mich doch riesigen Bühne plötzlich irgendwie einsam und verlassen. Riss meine Hand mit dem wundervollen Strauß Blumen ungelenk nach vorne und brachte nur ein einziges Wort über meine Lippen: “Bitte!”

Das wars. Mehr war nicht drin. Den Rest des Textes hatte ich vor lauter Aufregung vergessen. Und somit war meine persönliche Traum-Karriere als Entertainerin und Publikumsliebling an diesem Tag, kaum wirklich begonnen, schon abrupt beendet.

Mit einem hochroten Köppken verließ ich die Bretter, die für andere die Welt bedeuten. Ich habe es nie wieder versucht. Ne, watt war datt für eine fürchterliche Pleite, da steigt mir allein beim erzählen schon wieder die Schamesröte ins Gesicht…

Aber egal, hab ich danach gedacht. Dann such ich mir eben einen anderen aufregenden Job. Pah, dann geh ich eben ins Büro!

Oh Mann, ich krieg jetzt noch Schwitzhände vor Aufregung, wenn ich an diesem Moment denke! Habt Ihr auch mal sowas erlebt?

Ne Mädels, da stell ich Euch doch jetzt lieber ein wunderbares Zwetschgen-Schmandkuchen Rezept vor. Da kommt man auf schönere Gedanken, ne?

Kinners, da bin ich tatsächlich mal wieder rein zufällig drauf gestoßen, als ich nach einem saisonalen Kuchenrezept Ausschau hielt. Ich hatte doch tatsächlich noch kein einziges Pflaumen-Kuchenrezept in meinem neuen Blog und diese kulinarische Lücke mußte selbstverständlich unbedingt geschlossen werden.

Was soll ich Euch zu diesem Rezept sagen? Zwetschge-Schmand ist jetzt abba auch mal wieder ein ganz besonderes Leckerchen. 😋

Obwohl ich an die Schmand-Mischung echt noch mehr Zucker zugeben mußte, als im Rezept angegeben. Die Pflaumen waren für meinen Geschmack dann doch noch etwas arg säuerlich und das galt es auszugleichen. Am Ende waren die Kollegen mal wieder durchweg entzückt. So soll es sein.

Hab dann noch ein bisserl Sahne dazu gereicht, damit der Schmand besser rutscht, wenn Ihr versteht, was ich meine?

Eure Bine