Hallo? Tatjana biste schon wach?

Super, guten Morgen, dann gibts jetzt zuerst mal watt zu futtern damit keiner meckert und anschliessend den zweiten und letzten Teil meiner kleinen Düsseldorfer Geschichte, woll?

Heute in Bines Thermi-Welt im Angebot: Wirsing nach bayrischer Art. Uns hat er fantastisch geschmeckt! Kräftig und würzig. Dös moag i gern.

So. Abgehakt. Nun zur Story, habt Ihr den Faden noch? Ich hoffe…

Die Vernissage, Teil 2

Kleine Gedächtnisstütze gefällig?

“Und DAS ist MEIN Paul!”

Auweiha, ich dachte in diesem Moment, mich schlägts lang hinten rüber. Stil- und niveauvoll ist doch irgendwie anders als Mitorganisatorin einer Vernissage oder hab ich da einfach zu viel vorausgesetzt, Schneckschen? Kann ja sein…

Ne Kinners, peinlicher ging es meiner Meinung nach kaum noch, oder? Das musste erstmal getoppt werden.

Aber, es sollte noch besser kommen…

Nachdem Evelyn im Bad verschwand, kümmerte sich ihr neuer Freund Paul um die Gäste und bot uns eine Tasse Latte Macchiato an. Nicht bevor er sich noch schnell lässig einen weißen Frottee Bademantel á la Udo Jürgens überwarf.

“Bestimmt aus irgendeinem Hotel geklaut”, dachte ich währenddessen amüsiert bei mir.

Gottseidank hat er nicht auch noch lockerflockig beim Überwerfen “Aber bitte mit Sahne…” gesungen. Es gibt Dinge zwischen Himmel und Erden, die muss ich weder hören noch sehen von solchen Möchtegern-Machos! Auch wenn sie sich selbst noch so unwiderstehlich finden…

Wir plauderten ein wenig, die Themen drehten sich zunehmend, wie es nicht anders zu erwarten war, um irgendwelche bescheuerten Statussymbole wie Angeberautos und fette Immobilien in Blankenese. Jau, Ihr kennt das, mein Haus, meine Yacht, mein Pferd. Echt schlimm! Ich zog mich ein wenig angenervt aus den Gesprächen zurück.

Je mehr der gute Paul sich bemühte, einen weltmännischen Eindruck zu hinterlassen, desto langweiliger und nervtötender wirkte er auf mich. Ne, datt ist echt nicht meine Welt, Kinners! Für sowas bin ich, fürchte ich, einfach zu bodenständig. Ein sauerländisches Ruhrpottkind mit münsteranem Rheinland-Einschlach eben, woll?

Da ist man sowatt von geerdet, mit so einem Quatsch habbichs echt nich…

Erstaunlicherweise schien sein Gehabe bei Lizzy super anzukommen. Ne, watt war datt für ein eitler Pfau!

Grauenvoll!

Ganz furchtbar wie er sich gebärdete. Wie kann so ein Typ überhaupt nur irgendeiner Frau mit dieser Art imponieren?

Naja, vielleicht bin ich in dieser Beziehung auch ein wenig sehr speziell. Ich mochte schon früher bei den Jungs in unserem Dorf keine Kavalierstarts, die sie mit ihren neuen Karren veranstalteten. Alle Mädchen standen drauf, nur ich irgendwie so gar nicht.

Fragt mich jetzt bitte nicht warum! Isch abe null Ahnung und fand sowas immer schon extrem überflüssig wie ein Kropf. Meine Abneigung scheint sich in frühester Jugend bereits manifestiert zu haben. Daran hat sich bis heute nichts geändert…

Nein, ich konnte es wirklich kaum fassen, wie angeregt sich Lizzy und Paul unterhielten. Die beiden verstanden sich auf Anhieb blendend.

Kurze Zeit später kam Evelyn, sexy gestylt, zu uns zurück. Für eine Vernissage vielleicht ein wenig zu freizügig. Aber nü, ich entschuldigte es mit den Hormonen, die gerade mit dem frischgebackenen Liebespärchen durchgingen. Kann ja mal passieren.

Augenblicklich erzählte Evelyn, dass sie vor ein paar Tagen ein äußerst kostspieliges Handy angeschafft habe und das Display doch bereits einige Kratzer aufwies. “Und DAS zu DIESEM Preis”, echauffierte sie sich…

Ach Schneckschen, watt für eine Frechheit aber auch! Oder war es gar ein Wink mit dem Zaunpfahl, dass sie dringend ein neues Handy benötigte?

Am liebsten doch wohl von Paul, oder?

Paul reagierte umgehend und befahl ihr, in einem überraschend herrischen Tonfall, das Handy sofort zu holen, er wolle es sich direkt ansehen. Ohne mit der Wimper zu zucken, drehte Evelyn sich auf dem Absatz um. Dieser Befehlston duldete KEINEN Widerspruch. Unglaublich.

Mein erster Gedanke zu Pauls Verhalten war: “Oha, äußerst interessant, wer die Kohle hat, der bestimmt ja hier schon mal die Spielregeln! Na prima!”

Ne Mädels, das kann ich echt nicht ab. Von sowas bin ich immer extrem genervt, Ihr auch?

Die Vernissage wurde übrigens genauso wie ich es mir vorgestellt hatte. Lauter repräsentative Menschen mit furchtbar wichtigen Themen und ebenso einflussreichen Berufen waren anwesend. Natürlich stellte sich jeder Besucher beim Sektempfang in den Grüppchen nicht nur mit seinem Namen, sondern auch mit Titel, so vorhanden, oder Berufsbezeichnung vor.

Lizzy, ausgebildete Sexualtherapeutin, nahm die Chance am Schopfe, sich ebenfalls bei der Gelegenheit ins rechte Licht zu rücken und ihren doch eher ungewöhnlichen Beruf mit in die abgehobenen Gespräche einfließen zu lassen.

Dann war ich an der Reihe und wurde von einem Mitorganisator nach meinen Eckdaten gefragt.

Jau, das war MEIN Auftritt, Kinners! Leider konnte ich es mir nicht verkneifen folgende Antwort zu geben:

“Mein Name ist Sabine Hömberg und ich bin die Bekannte der Sexualtherapeutin da vorne…”

Schneckschen, ich musste mich in diesem Moment wirklich fürchterlich zusammenreißen um nicht lauthals los zu lachen. Die irritierten Blicke der Anwesenden, welche ich für meinen Fauxpas erntete, waren einmalig und ich werde sie ewig in bester Erinnerung behalten…

The End!

Eure Bine

Rezept: Wirsing nach bayrischer Art