Da waren sie nun, meine beiden neuen, wichteligen Mitbewohner aus Dänemark, und ich überlegte, was ich den beiden denn jetzt, in dieser ganz besonderen Adventszeit, als erstes zeigen konnte.
Paffel schien sehr hungrig zu sein, also machte es großen Sinn dem legendären Bratwursthaus im Bermuda-Dreieck sofort einen Besuch abzustatten.
Leerer Bauch studiert bekanntlich nicht so gern.
Im Anschluss an das Currywurstessen, wäre ein lehrreicher Besuch im Anschauungsbergwerk des Bergbau-Museums ganz sicher die richtige Wahl, um den Pott und seine Menschen etwas näher kennenzulernen.
Wo sonst erfährt man soviel über die Kultur des Ruhrgebietes und die Mentalität des gemeinen Ruhrgebietlers?
Aber vorab mussten ja noch einige, nicht unwichtige, Vorkehrungen getroffen werden.
Ein kurzer Anruf bei unserem guten Freund, der, wie ja bereits berichtet, Mitarbeiter des Bergbau-Museums ist, genügte, und ich hatte uns spontan eine private Führung im Museum organisiert.
Eine wirklich ganz besondere Geste, die ich sehr zu schätzen wusste, da das Museum seit Anfang November coronabedingt leider ebenfalls nicht mehr für Besucher zugänglich war.
Aber zu dritt, mit einem kompetenten Museumsführer, sollte es, mit dem entsprechenden Abstand, schon klappen.
Dann besprach ich mit meinen neuen Mitbwohnern Puffel und Paffel, dass wir ja nur unter ganz bestimmten Voraussetzungen in die Stadt und ins Museum durften.
Ein Mund-Nasen-Schutz war seit Wochen natürlich Pflicht. Aber woher nur sollte ich zwei so winzigkleine Alltagsmasken bekommen?
Für Wichtel gab es ja wohl kaum welche in Miniaturgröße zu kaufen. Ach herrje, so musste ich dann mal wieder selbst ran und basteln.
Erwähnte ich schon mal, dass ich basteln hasse? Ich fürchte ja…
Überraschenderweise gelang mir die Maskenfertigung aber recht ordentlich. Aus einer meiner Flies-Alltagsmasken bastelte ich im Nullkommanzwei kleine Mund-Nasen-Masken und ab ging es schon zur Anpassung am Wichtel selbst.
Jepp, super – saßen wie angegossen! Na, wer sagts denn?
Geht doch!
Unser kleines Ruhrgebiets-Abenteuer konnte beginnen…
Ich nahm meine schwarze Ruhrpott-Umhängetasche von der Garderobe, stellte sie auf meine Küchenanrichte und ließ die beiden Rabauken einsteigen.
Juchhuuu, was für ein Spaß und auf gings mit meinem Auto zur Currywurstbude.
Die Stadt war nicht sonderlich gut besucht und wir brauchten am Bratwursthaus noch nicht einmal länger anstehen.
Nur ein älteres Ehepaar wartete noch vor uns. Also reihten wir uns brav hinter den Herrschaften ein und Puffel und Paffel steckten neugierig ihre Knollennäschen aus meiner Tasche.
“Oh”, meinte der rotmützige Paffel, “wie gut duftet es hier denn? Bine, wenn Eure Kult-Currywurst nur halb so gut schmeckt, wie es gerade riecht, bin ich jetzt schon begeistert! Mir tropft der Zahn” 😋
Die kleinen Wichtel waren mittlerweile auf meine Schultern gehüpft und ich hoffte, dass sie nicht runterfielen und sich womöglich noch verletzten.
Aber alles ging gut. Völlig ausgehungert sprangen die beiden sogar übermütig mit einem Satz auf die Abstellfläche des Imbisstresens und schauten sich interessiert die musizierenden Bratwürste an. 🧐
Eine ältere Dame hinter der Verkaufstheke sah uns, naja, wohl mehr meine beiden Besucherwichtel, etwas erstaunt an und fragte in herrlichstem Ruhrpottdeutsch:
“Ne hömma, watt seid Ihr mich denn fürn paar Furzknoten? Ne watt is datt getz schnuckelich, ich könnt mich voll beömmeln grade…”
Sie hatte offensichtlich große Freude an meinen Wichtelmännchen. So etwas spannendes sieht man ja auch nicht alle Tage, woll?
Puffel und Paffel schauten mich etwas verstört an. Schnell war erklärt, dass wir im Pott einen sehr witzigen Regiolekt besitzen und das Wörtchen “Furzknoten” nur ein liebevoller Ausdruck für einen etwas kleiner geratenen Menschen bzw. Wichtel, ist. Und das Wort “beömmeln” soll nur Ausdruck verleihen, wenn sich jemand köstlich amüsiert.
Absolut positiv also gemeint und mitnichten despektierlich. 🥰
Die knuffige Imbissbudendame weiter: “Samma, wollt Ihr gets auch nen Häppken essen bei mich? Watt solls denn sein?”
Bine hungrig: “Bitte dreimal Currywurst Pommes Mayo zum Mitnehmen!”
Im Handumdrehen standen die Schälchen vor uns.
Gerne hätten wir unsere Currwurst direkt vor Ort verspeist, aber auch das war leider nicht möglich.
Ergo gings mit den Schälchen und meinen Wichtelmännchen sofort wieder zurück zu meinem Wagen.
Dort stürzten wir drei uns dann, mit sehr großem Appetit, auf die gute alte Dönninghaus mit den superkrossen Pommes.
Boah ne, watt war datt ma wieder lecker!
An den genießerischen Blicken und den mit Currysoße verschmierten Bärten von Puffel und Paffel konnte ich erkennen, dass ich so falsch mit meiner Entscheidung bis hierhin nicht lag.
Wie jetzt? Ihr seht keine currysoßenverschmierten Bärte?
Kinners, ich hatte natürlich flugs Feuchttücher im Einsatz. Altes Überbleibsel meines Mutter-Syndromes.
Sorry, ich kann das nicht ab!
Ratzeputz waren dann auch die Schälchen meiner Wichtel leer gefuttert. Keine Ahnung, wo sie die Mengen jetzt ließen, aber es war tatsächlich alles wech. Bis auf den letzten Krümel. Puffel rieb sich genussvoll das volle Bäuchlein und Paffel rief hocherfreut:
“Mensch Bine, WAS für ein kulinarisches Highlight! Fantastico! So gut hab ich schon lange nicht mehr speisen dürfen!”
Kurz darauf ging unser kleiner Ausflug schon weiter zu unsere nächsten Station, dem Bergbau-Museum.
Aber davon, liebe Leser, erzähle ich Euch in Teil 3 meiner kleinen Wichtelgeschichte…
Fortsetzung folgt, wenn Ihr noch Lust habt…
Tüskes Eure Bine